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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

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Osborn, Max: Haus B. in Wannsee bei Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0032

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INNEN-DEKORATIÖN

ARCHITEKT JEAN KRAMER-BERLIN

BLICK IN DIE HALLE IM OBERGESCHOSS

blauen Damastbezügen, in denen der blaue Läufer draußen
fortklingt. Weiter der beigefarbene, moirierte Seidenrips
der Wandbespannung. Vor allem auch die glückliche Ver-
teilung und Anordnung der Einrichtungsstücke. Die An-
lehnung des großen blauen Sofas an den Marmortisch,
der dem Ganzen Mittelpunkt gibt. Das Arrangement am
Kamin, die freundlichen Sitzgruppen in den Ecken. Die
einfache und kunstreiche Behandlung der Kommode, der
hohen Vitrine und des niedrigen sechseckigen Vitrinen-
tisches vor dem Kamin. Hier klingen barocke Töne an.
Man denkt etwa an den Empfangsraum eines italienischen
Palazzo. Doch die Art der Profilierungen, der kleinen
Ornamente an den Fußleisten, die Anordnung der Wand-
arme, die wie Vasallen die schöne Mittelkrone umgeben,
die zarten Volants der weißen Gardinen zwischen den
Bahnen der Seidenrips-Vorhänge, die Führung der
breiten Wandfelder, welche ideale Plätze für Gemälde
abgeben — das alles gehört unserer Gegenwart und ver-
leiht dem Raum den unverkennbaren Stempel der Zeit. .

Von diesem großen Saal geht es in den kleineren
Musikraum. Hier mußten intimere Töne angeschlagen
werden. Diesem Zweck dient die Aufteilung der Wand-
flächen in quadratische Bildungen, aus Stuck, mit leichter
Farbtönung der Konturen. Der geschnittene Stuck kehrt
an den Seitenfeldern der Decke wieder. Kostbar beson-
ders sind hier die Sitzmöbel. Nun deutlichere Empire-
Anklänge. Doch in der Formung sehr eigenwillig durch die

gitterartige Gestaltung der Lehnen. Das ist mit feinem
Gefühl erfunden. Hier in diesem Musikraum soll man
sich ja nicht zum Plaudern zurückziehen und in Polster
versinken, sondern zuhören. Die Arbeit dieser Möbel aus
Makassar - Ebenholz mit Zitronenholz-Einlagen und mit
golddurchwirkten chinesischen Seidenbezügen ist von
höchster und köstlichster Präzision. Das ist überhaupt
ein Merkmal des ganzen Hauses: die Details sind durch-
weg mit unermüdlicher Sorgfalt durchgearbeitet. . . .

Daneben das Herrenzimmer, ganz in braungebeiz-
tem Eichenholz gehalten, neben der Zartheit und Grazie
des Nachbar-Raums breit und wuchtig dreinschauend. Auf
der anderen Seite des Empfangssalons aber schließt sich
der Speise-Saal an. Hier suchte der Architekt Zusam-
menarbeit mit einem Kollegen von der Malerei. Er über-
ließ die stattlichen Wandflächen an Richard Colin, der
sie mit Gemälden von einer heiteren dekorativen Anmut
füllte. Helle, freudige Farben geben dem ganzen Raum,
der zu Genuß und Geselligkeit laden soll, den Charak-
ter. Auch hier ist, wie im Empfangssalon, der Ton einer
Häuslichkeit großen Stiles angeschlagen. Die Wand-
pfeiler zwischen den Gemälden und den Fenstern polierter
Kalkstein. An der Hauptwand ein schwerer Kaminsims.
Der Fußboden aus Marmorfliesen. Dennoch ist auch hier
der Übergang zum Behaglichen gewonnen. Ein schöner
Teppich von grauem Grundakkord liegt über dem Stein-
boden. Die flotte, in breiten Strichen hingesetzte Malerei
 
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